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LIFE’S A GAME – LET’S JAM.

WIR HABEN UNS MIT CLAUDIA OSTHOF (21 JAHRE, GAME DESIGNERIN AUS DIEBURG) ÜBER SPIELEENTWICKLUNG UND IHR FAIBLE FÜR GAME JAMS UNTERHALTEN – UND WARUM SIE JEDEM ANS HERZ LEGT MINDESTENS EINMAL TEILZUNEHMEN.

HALLO CLAUDIA. MÖCHTEST DU DICH KURZ VORSTELLEN?

Hi! Ich bin 21, Game Designerin und gerade mit dem Studium fertig geworden. Studiert habe ich Digital Media an der Hochschule Darmstadt. Momentan bin ich auf der Jobsuche, aber das hält mich natürlich nicht davon ab neue Spiele zu entwickeln. Videospiele fand ich schon immer besonders interessant. Über ein Medium dem Empfänger neue Erfahrungen zu ermöglichen, ist etwas Faszinierendes, was ich unbedingt selbst machen wollte. Am liebsten mache ich Spiele, die durch ihre Geschichte vorangetrieben werden.

DICH BEGEISTERN GAME JAMS. WAS IST DAS UND WOHER DAS INTERESSE?

Game Jams sind wie Marathons bei denen man ein Spiel herstellt. Man trifft sich mit vielen Leuten für ein Wochenende. Das klingt zwar nicht nach viel Zeit, aber es reicht aus um ein kleines, funktionierendes Spiel zu machen. Meist arbeitet man in Teams, die sich spontan vor Ort bilden. Game Jams sind ziemlich beliebt bei Entwicklern, weil man so schnell etwas ausprobieren kann. Ich bin da aber eher reingeschlittert – an meinem ersten Jam habe ich nur zugeschaut. Danach wurde ich von meinem damaligen Professor angesprochen, ob ich nicht den Global Game Jam (ein spezifischer Jam) organisieren möchte. Zum Glück hab ich zugesagt und es ist glaube ich immer noch das beliebteste Event meiner Unizeit.

SICH SPIELE AUSDENKEN, DAS HÖRT SICH SPASSIG AN

Es ist auch spaßig! Aber Spiele ausdenken kann man sich viele, das tatsächliche Umsetzen ist das Besondere bei den Events. Das einzige, was die Spiele gemeinsam haben ist, dass sie klein sind. Und natürlich etwas unfertig. Ansonsten gibt es Jump’n’Runs, emotionale Adventures aus der Ego-perspektive und ganz merkwürdige, experimentelle Spiele. Es kommt ganz darauf an worauf das Team Lust hat und was es aus dem Thema macht, wenn eins gestellt wird.

Eine Idee, die mich sehr beeindruckt hat, war ein unfassbar schweres Jump’n’Run mit Stacheln, Fallen, Abgründen. Bevor man selbst mit Spielen an der Reihe ist, sollte eine computergesteuerte Figur das Spiel einfach problemlos durchlaufen und am Ende warten. Während man sich dann selbst abmüht, ruft sie dir aufmunternde Dinge zu wie „Das ist doch ganz einfach!“ oder „Mach doch einfach!“ oder „Ich weiß nicht warum du dich so anstellst“. Das ganze war eine spielerische Darstellung von Depression – für andere selbstverständliche Sachen werden auf einmal zu fast nicht zu bewältigenden Aufgaben. Als diese Idee vorgestellt wurde, wollte ich unbedingt ins Team. Zum Glück war für mich Platz als Artist. Am Ende war das Spiel weniger aufwändig visualisiert als geplant, nur in 2D anstatt 3D, mit Pixelanimationen und bloß drei verschiedenen Elementen – rüber kam das Konzept trotzdem.

 

WIE HOCH IST DENN DER ANTEIL VON FRAUEN BEI GAME JAMS?

Das kommt sehr darauf an. Da die Jams, die ich organisiert habe, bei uns auf dem Campus stattfanden, war bestimmt die Hälfte der Teilnehmer weiblich. Was wirklich gut ist! Jeder Jam sollte sich darum bemühen. Ansonsten gibt es Jams bei denen viele Leute aus der Spieleindustrie hingehen und da sind momentan noch überwiegend Männer. Außerdem herrscht das Gerücht, dass man bei Jams viele technisch versierte Leute braucht, die auch noch besonders gut sein müssen. Das schreckt sicherlich viele ab. Ich habe noch nie auf einem Jam programmiert und dennoch viele verschiedene Rollen übernommen.

DU PROGRAMMIERST ALSO SELBST NICHT. WIE KANNST DU TROTZDEM ZUM GAME JAM BEITRAGEN?

Man braucht gutes Game Design und gute Visualisierungen, am besten auch immer Ton und eine Geschichte. Das schöne daran ist die Flexibilität. Kein Zeichner am Start? Man kann freie Resourcen benutzen oder das Spiel aus bunten Quadern bauen und es minimalistisch nennen. Ohne Programmierer kann man Programme nutzen, die bereits Spieletemplates haben oder man baut ein Spiel um.

Eine meiner Lieblings-Engines ist Twine. Als Engines werden Programme bezeichnet, in denen die Spiele entstehen. Twine ist ein sehr simples Werkzeug mit dem man textbasierte Spiele bauen kann, die über sehr einfache, vom Programm visuell dargestellte Verknüpfungen von Text zu Text funktionieren. Um beim ersten Mal ein funktionierendes Spiel zu bauen habe ich 10 Minuten gebraucht und keine Zeile Code. Und ohnehin fällt immer viel an, wofür man keine speziellen Kenntnisse braucht – Infos nachschauen, Resourcen zusammensuchen, Wikipedia nach Mythologie durchwälzen oder Gesprochenes aufnehmen. Und außerdem – Brettspiele sind auch Spiele.

 

WAS FASZINIERT DICH SO AN GAME JAMS?

Innerhalb von einem Wochenende hat man ein Spiel kreiert und wahrscheinlich neue Freunde! Was Besseres gibt es eigentlich gar nicht. Leute, die regulär als Spielentwickler arbeiten, machen gerne mit, weil man so schnell Ergebnisse hat. Man kann einfach mal eine Idee entwerfen und sofort ausprobieren und man braucht sich keine Gedanken um das Team und Finanzierung zu machen. Manche Jam Spiele werden auch weiterentwickelt und als vollwertige Spiele herausgebracht.

AM WOCHENDE DES 6. UND 7. DEZEMBER FINDET IN FRANKFURT EIN GAME JAM ZUM LUDUM DARE STATT.

WIE LÄUFT DAS AB UND WIRST DU DABEI SEIN?

Der Ludum Dare ist ein Online Wettbewerb bei dem Teilnehmer von weltweit Spiele einreichen können. Das jeweilige Thema der einzureichenden Spiele wird immer erst beim Start des Ludum Dare bekannt gegeben. Beim letzten Mal war das Thema „Connected Worlds“ und es wurden 1500 Neuentwicklungen eingereicht. Am Ludum Dare habe ich bisher noch nie mitgemacht. Traditionell ist der Ludum Dare ein Wettbewerb. Im Dezember können erstmalig auch Einreichungen nach den weniger kompetitiven Jam-Regeln gemacht werden – das gefällt mir persönlich viel besser. Und daher: Ja, diesmal werde ich teilnehmen und freue mich drauf. Vom Ablauf her wird es wohl so sein, dass man mit seinem Equipment ankommt (zb Laptop, Grafiktablett, Papier und Stifte) und sich auf neue Leute und Ideen einlässt. Das Team findet sich meist schnell. Man ist durch die Idee so angefixt, dass man ganz in der Sache versinkt und sogar die Zeit vergisst. Während der Umsetzung kommen einem auch oft neue Ideen und man bleibt die ganze Zeit motiviert. Ich empfehle aber immer acht Stunden Schlaf zu kriegen! Und Obst essen.

WAS FÜR KENNTNISSE BRAUCHT FRAU DENN, UM AN DEM LUDUM DARE TEILZUNEHMEN UND BEI DER HERSTELLUNG VON SPIELEN BEIZUTRAGEN?

Noch gar keine! Wenn man welche mitbringt, dann kann man sie immer einbringen, aber es ist auch eine super Gelegenheit etwas Neues zu lernen. Das wird man nämlich sowieso. Aber enthusiastisch sein ist eine gute Idee. So oder so würde ich es allen ans Herz legen wenigstens einmal mitzumachen!

Du möchtest auch am Ludum Dare Event in Frankfurt teilnehmen? Am Mo 24. November 2014, 20.00findet ein Techettes Vortreffen zum 31. Ludum Dare statt, damit sich alle interessierten Frauen kennen lernen können und um offene Fragen zu klären. Weitere Infos auf facebook oder meetup. Oder melde dich bei Fragen unter we@techettes-frankfurt.com.

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